Türkische Automobilindustrie bietet Potenzial für europäische Hersteller im Transformationsprozess

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Bursa, Türkei

Ohne großes Aufsehen hat sich die Türkei in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Zuliefer- und Produktionsstandorte für europäische Autohersteller entwickelt. Mit ihrem Know-how und qualifizierten Fachkräften will die türkische Automobil- und Zulieferbranche die internationalen Hersteller dabei unterstützen, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.

Schon seit vielen Jahren ist die türkische Fahrzeug- und Zulieferindustrie ein verlässlicher Partner der internationalen Automobilbranche. Auch wenn die Türkei als Standort für die Automobilindustrie bislang eher selten im Fokus der Medien stand, hat sie sich eine international führende Position erarbeitet. So belegt die Türkei laut dem türkischen Automobil- und Zuliefererverband TAYSAD den ersten Rang bei den Autoimporten der EU-Staaten. Allein im Jahr 2019 importierte die EU mehr als eine Million Fahrzeuge aus der Türkei.

Erste Wahl bei den Einkäufern

Auch bei vielen Zulieferteilen sind türkische Unternehmen erste Wahl bei den Einkäufern der internationalen Autoindustrie: Auf der Welt gibt es kaum Automobile, in dem nicht Teile und Komponenten von Zulieferern aus der Türkei eingebaut sind. Namhafte internationale Automarken wie Ford, Toyota, Fiat, Renault oder Honda produzieren in der Türkei. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Nutzfahrzeuge, in der Produktion von Bussen zählt die Türkei sogar zur Weltspitze. Unter anderem sind hier internationale Firmen wie MAN und Mercedes-Benz sowie global agierende türkische Unternehmen wie Karsan, Temsa, Otokar und BMC ansässig.

Autohersteller, die mit Betrieben in der Türkei zusammenarbeiten, schätzen die Wirtschaftlichkeit und Produktivität ebenso wie das hohe Qualitätsniveau und das Innovationspotenzial der türkischen Zulieferer. So lobt Steven Young, Präsident von Bosch Turkey, die hohe Qualifikation und Mobilität der Mitarbeiter, die der Konzern in seinen türkischen Standorten beschäftigt. Angesichts der guten Erfahrungen habe man die Präsenz in der Türkei stetig ausgebaut, berichtet Young. In den vergangenen zehn Jahren habe Bosch in der Türkei 1,3 Milliarden Euro investiert und die Zahl der Mitarbeiter von 8.000 auf 18.000 mehr als verdoppelt.

Zukunftsprojekt E-Mobilität

Den rasanten Transformationsprozess in der Autoindustrie mit all seinen unternehmerischen Herausforderungen hat die türkische Auto- und Zulieferbranche zum Anlass genommen, um ihr Profil weiter zu schärfen und ihren internationalen Partnern ebenso innovative wie wirtschaftliche Lösungen zu bieten. Eines der Leuchtturmprojekte ist hierbei die Entwicklung des Elektroautos TOGG, dessen Markteinführung für das Jahr 2022 geplant ist. „Das erste nationale Elektroauto TOGG ist ein Prestigeobjekt und wird dem türkischen Automobilsektor einen weiteren Entwicklungsschub geben“, betont Baran Çelik, Präsident des türkischen Automobil-Exportverbands OIB.

Mit dem Einstieg in die Elektromobilität unterstreicht die türkische Automobilbranche, dass sie in der Lage ist, mit innovativer Technologie den Wandel in der Automobilindustrie aktiv mitzugestalten. Das hierfür notwendige Know-how ist vorhanden, da die Automobil- und Zulieferunternehmen in der Türkei traditionell auf einen gesunden Mix aus qualifizierten Facharbeitern und Ingenieuren setzen. Rund ein Fünftel der dort beschäftigten Mitarbeiter kann einen Bachelorabschluss oder eine noch höhere Qualifikation vorweisen. Dank der demografischen Situation gibt es einen großen Anteil von jungen und gut ausgebildeten Fachkräften, die für neue technologische Entwicklungen aufgeschlossen sind.

Forschung und Entwicklung hat hohen Stellenwert

Betriebe setzen auf Forschung und Entwicklung, um mit eigenen Forschungs- und Designprojekten innovative Lösungen für Auto- und Nutzfahrzeughersteller bieten zu können. Allein die Autozulieferindustrie betreibt rund 100 Zentren für Forschung und Entwicklung, in denen stetig neue Produkte und Fertigungsprozesse entwickelt werden.

Als weiteren Pluspunkt sieht Alper Kanca, Vorsitzender von TAYSAD, die Lage des Landes an der Schnittstelle zwischen Europa, Asien und Afrika: „Unsere hervorragende geografische Lage erleichtert uns den Zugang zu zahlreichen Absatz- und Rohstoffmärkten.“ Damit biete der Standort Türkei europäischen Herstellern ein Sprungbrett nach Afrika, Zentralasien und in den Mittleren Osten, so Kanca.

Gerüstet für die Zukunft

Trotz der Herausforderungen, die sowohl aus den wirtschaftlichen Turbulenzen der Corona-Krise als auch aus der strukturellen Transformation in der Automobilindustrie resultieren, sieht Alper Kanca die türkischen Automobil- und Zulieferunternehmen für die Zukunft gut gerüstet. In kontinuierlichen Lern- und Verbesserungsprozessen arbeitet die Branche an der Beseitigung von Schwächen und dem weiteren Ausbau der Stärken.

„Mit mehr als 6.000 exportierenden Unternehmen können wir sowohl bei der Produktpalette als auch in der Fertigungstiefe ein breites Spektrum anbieten“, betont der TAYSAD-Vorsitzende und ergänzt: „Die Betriebe in unserem Land haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Qualitätsauszeichnungen erhalten und werden von ihren internationalen Kunden regelmäßig exzellent bewertet.“

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